Wie viel erträgst du, bevor du zerbrichst?

Kapitel 2

Am Samstag Morgen wollte ich schon recht früh los ziehen um eine Runde zu joggen. Als Soldat, und vor allem als Seal, hatte Fitness oberste Priorität. Doch als ich gerade los wollte fiel mir auf, dass etwas fehlte. Mein Militärausweis. Ohne diesen Ausweis kam ich nicht auf das hoch gesicherte Gelände. Ich dachte kurz nach, wo der Ausweis sein konnte, doch im ganzen Haus war er nicht zu finden. Verlieren hätte ich ihn nicht können, da er mit einem Art Etui an eine der Gürtelschlaufen an meiner Hose befestigt gewesen war.

Doch da ging mir auf einmal ein Licht auf und ich erinnerte mich an den gestrigen Abend. In dieser Ominösen Bar, kurz bevor ich gegangen war hatte dieser Typ, wie auch immer dieser hieß und wer er war, mich regelrecht befummelt und höchst wahrscheinlich auch das Etui, in welchem der Ausweis steckte, von meiner Hose entfernt. Verärgert schnaubte ich aus, ehe ich nun doch meine Joggingrunde startete um einerseits Frust abzubauen und um mir andererseits eine Lösung einfallen zu lassen, wie ich meinen Ausweis wieder zurück bekam.

 

Bis zum frühen Nachmittag hatte ich herausgefunden, wo genau die Bar lag und wann dort jemand anzutreffen war. Ab 17 Uhr öffnete sie ihre Pforten, aber der Club war erst ab 20 Uhr für die Allgemeinheit zugänglich. Wahrscheinlich war davor auch nichts los, oder es waren Privatveranstaltungen dort. Unwillkürlich musste ich an einen Junggesellenenabschied denken, bei welchem des öfteren mal eine Stripperin bestellt wurde, aber würde man dazu auch in ein solches Etablissement gehen? Eigentlich konnte es mir egal sein, aber die bestehende Möglichkeit erzeugte Bilder in meinem Kopf, welche nicht jugendfrei waren und meine Gedanken auch so schnell nicht verlassen wollten.

Seufzend fuhr ich mir durch die Haare. Irgendwie war es schon sehr aufregend, noch einmal in diesen Club zu gehen, oder besser gehen zu müssen, aber andererseits wollte ich nicht mehr in die nähe dieses Ortes. Zumindest nicht, wenn dort so viele Menschen waren, welche dabei zusahen. Deshalb hoffte ich inständig, das wenn ich um 17 Uhr dort auftauchen würde, dort noch niemandem zu begegnen.

 

Tatsächlich war ich kurz nach Fünf Uhr wirklich an der Bar angelangt, stand aber noch zwei Häuser weiter an der Wand gelehnt und haderte ein wenig mit mir selbst, ob ich wirklich hineingehen sollte. Aber wahrscheinlich führte kein weg dran vorbei.

Der blauhaarige Barkeeper kam die paar Stufen nach oben und stellte ein Schild auf. Irgendetwas war in weißen Lettern auf das schwarze Brett geschrieben, doch aus dieser Entfernung vermochte ich es nicht zu lesen. Dafür stand er wirklich zu weit weg, auch wenn meine Augen gut waren.

Als der Mitarbeiter wieder in der Bar verschwunden war ging ich mit ruhigen schritten näher an das Gebäude heran. Ignorierte dabei die Tatsache, dass mein Herz schneller zu schlagen begann. Ich war ein Mensch und hatte dementsprechend auch meine Triebe, auch wenn ich diese durch viel Übung und Konzentration im Zaun halten konnte.

Noch einmal tief durchatmend ging ich nun die fünf Stufen nach unten und öffnete die Tür zur Bar. Diese war noch leer bis auf den Blauhaarigen, der gerade einen der Tische abwischte und aufsah. Ich blieb direkt hinter der Tür stehen und der Barkeeper stellte sich aufrecht hin. Er war etwas größer wie ich und hatte beinahe einen genau so breiten Rücken mit Muskeln. Unwillkürlich fragte ich mich was der Typ machte, wenn er nicht den Kunden die Gläser füllte.

 

hätte nicht gedacht, dass du so schnell wieder hier auftauchst nach gestern Abend.“ grinste er mich an, doch ich ging nicht darauf ein und trat einen schritt weiter in den Raum hinein. „Wo ist...“ ja, wie hieß der Typ von gestern Abend eigentlich? Ihn „Master“ zu nennen kam mir so vor, als ob ich ihn schon als mein eigener „Master“ akzeptiert hätte und das würde ich auf keinen Fall tun, denn ich mochte es zwar etwas härter im Bett, hatte aber dabei immer selbst die Zügel in der Hand, wenn man verstand, wie ich das meinte.

Wo ist der Mann, der gestern Abend eine Diskussion mit mir angefangen hat?“ etwas besseres fiel mir im Moment nicht ein, denn ich wusste auch nicht, wie ich das, was gestern Abend geschehen war, benennen sollte.

Ein tiefes Lachen erfüllte den Raum, das von dem Barkeeper kam. Ich sah den lachenden mit ruhigem, aber leicht fragendem Blick an.

Du meinst Pain?“ weiterhin lachte der Barkeeper. „Der wollte dir eigentlich die einmalige Chance geben, mit ihm ins Separee zu gehen... schade dass du gekniffen hast...“ das Haifischgrinsen jagte mir ein Schauder über den Rücken, aber ich blieb ruhig. Ein hoch auf meine Disziplin. Wenn ich nun eins und eins zusammen zählte, war dieser „Master“ welcher sich Pain nannte, der Boss dieses Etablissements.

Wo kann ich ihn finden?“ fragte ich ruhig.

Der Boss ist oben in Zimmer drei.“ weiterhin lachend deutete er auf eine Tür rechts der Bar, welche ich aufgrund der Dunkelheit am gestrigen Abend nicht gesehen hatte.

 

Die Tür war in der selben Farbe und Muster wie die Wand und nur zu erkennen, wenn man es wusste. Schweigend ging ich am Barkeeper vorbei durch die Tür. Dahinter befand sich ein schmaler Gang und eine Treppe, welche nach oben führte. Ich atmete einmal tief durch, ehe ich die Treppe nach oben ging. Dort führte ein weiterer Gang zu mehreren Türen und eine weitere Treppe nochmals nach oben ins dunkel. Die Wandlampen spendeten gerade genug Licht um alles erkennen zu können und anscheinend gab es hier im Flur keine Fenster. Die Wände waren in ruhigen Orangetönen und er Boden hatte einen dunkelroten oder rotbraunen Teppich. Die Türen waren in fast schwarzem Braun mit Roten Nummern.

Zu meiner linken war die erste Tür mit einer roten eins. Ich sah mich um und entdeckte die Tür mit der Nummer drei. Mein Herz schlug ziemlich schnell, als ich darauf zuging, aber davor stehen blieb. Ich war ein Seal, konnte in den schlimmsten Gefahrensituationen so ruhig bleiben, dass ich ein Präzisionsgewähr bedienen konnte und nun schlug mein Herz so schnell wegen eines einzelnen Mannes? Oder war ich aufgeregt zu erfahren, was sich hinter dieser Tür abspielte, denn wenn ich die Luft anhielt konnte ich sehr leise ein stöhnen hören. Was soviel bedeutete, dass entweder dort drin etwas sehr leises von statten ging oder die Isolierung extrem gut war. Ich tippte auf die zweite Möglichkeit.

Einige Male atmete ich tief durch um mich zu innerlichen ruhe zu bringen, ehe ich die Hand hob und an die Tür klopfte.

 

Es dauerte einen Moment, in dem ich nicht zu atmen wagte, ehe schließlich das Schloss klickte, es war abgeschlossen gewesen, und sich dann die Tür öffnete. Vor mir stand wieder der Mann von gestern Abend. Gutaussehend maskulin mit enger schwarzer Hose, Das Kurzärmelige schwarze Hemd war offen und man konnte die Muskeln des Mannes sehen und einige Fragmente von Tattoos, welche auf seiner Brust die helle Haut mit schwarzer Tinte schmeichelte. Es schien ein Schriftzug zu sein, aber ich konnte ihn nicht entziffern. Sein Haar hatte sich seit dem gestrigen Abend nicht verändert. Seine wachsamen, aber dennoch ruhigen Augen musterten mich und ich musste mich sehr zusammen reißen um den Blick nicht abzuwenden. Aus welchem Grund auch immer lag in dem Blick des Mannes eine Dominanz, welche mich wirklich ein wenig in die Knie zwang.

Wenn du fertig bist mit starren kannst du ja sagen, was du hier willst.“ meinte er ruhig aber streng. Nun verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte sich mit seiner rechten Schulter an den Türrahmen, sodass ich ins Zimmer sehen konnte. Meine Augen weiteten sich kaum merklich bei dem Anblick, welcher sich mir bot.

 

Im schummrigen Licht des Zimmers war ein Mann zu erkennen, welcher auf allen Vieren auf einem Tisch kniete. Sein Gesicht war nicht zu sehen, aber anhand der beiden Riemen um seinen Kopf waren seine Augen verbunden und er hatte irgendetwas im Mund. Die Hand- und Fußgelenke waren am Tisch fest geschnallt und der nackte, schmale Leib zitterte leicht. Ich musste schlucken, als ich zum Hintern des Mannes sah. Das Gesäß hatte mehrere rote Striemen, doch das war nicht so skurril, wie die Zwei dünnen Stäbe, welche an den enden zusammengebunden waren und sich direkt unterhalb des Gesäßes befanden. Zwischen den Stäben, eingeklemmt sozusagen, waren die die Hoden des Mannes.

 

Ein Räuspern beförderte mich wieder in die Realität zurück und mein Blick galt wieder dem Mann mir gegenüber. Dieser hob nun fragend eine Augenbraue. Nun lag es an mir, was ich tat. Ich konnte, wie es mein eigentlicher Plan war, um meinen Ausweis bitten, ich konnte aber auch fragen, was diese Situation hier bedeutete, oder ob ich das auch haben konnte. Aber wollte ich denn so etwas? Wollte ich mich in diese Pose bringen lassen und mit mir spielen lassen? Das wusste ich selbst noch nicht, doch eine innere Stimme verlangte danach.

Dennoch schaffte ich es endlich, meinen Mund zu öffnen. „Du hast etwas, das mir gehört, und ich hätte es gerne wieder.“ Meine Stimme war ruhig und monoton. Ein hoch auf meine Ausbildung, sonst hätte man mir höchst wahrscheinlich angemerkt, dass mich das, was ich hinter Pain im Zimmer gesehen hatte, mehr erregte, als ich je zugeben würde.

 

Auf den Lippen des „Masters“ breitete sich ein leichtes lächeln aus, das eher ein grinsen zu sein schien. „Und wo ist meine Belohnung?“ fragte er ruhig aber Belustigung schlich in seiner Stimme mit. „Schließlich habe ich es gefunden.“

Ja, ich wusste, dass es einen Finderlohn von 10% gab, aber ich konnte nicht recht glauben, dass mein Gegenüber dieses Dokument `gefunden´ hatte, zumal es mit einem kleinen doppelt gesicherten Karabiner an meiner Hose befestigt war.

Dennoch blieb ich ruhig und sah den etwas kleineren, wie mir jetzt erst auffiel, ruhig und neutral an. „bitte“ sagte ich nur nachdrücklich, doch das schien Pain nicht zu interessieren, denn er drehte sich nun um und ging, die Tür offen stehen lassend, in den Raum zurück und nahm einen dünnen, etwa einen Meter langen Stab in die rechte und strich damit durch die Finger der linken.

Nein. Du musst mir schon mehr geben als Höflichkeit.“ gab er trocken von sich und sah nochmals zu mir, ehe er sich seinem – ja was war der andere Kerl eigentlich für ihn? - Spielgefährten wandte und mit den Fingern erst über dessen Gesäß, dann über die gequetschten Eier strich, was dem Kerl ein leises keuchen entlockte und mich hart schlucken lies.

 

Was willst du haben?“ fragte ich ruhig, aber dennoch leicht genervt. „Geld?“ mein Blick hing aus irgendwelchen Gründen am Schauspiel, welches sich mir im inneren des Raumes bot.

Es knallte und der Knieende auf dem Tisch stöhnte gequält auf, dennoch vernahm ich auch die Erregung, die dabei mitschwang und zur Bestätigung zuckte dessen Glied.

Erneut musste ich schlucken. Auch wenn ich definitiv nicht auf schmerzen stand, so war doch der Anblick selbst sehr erotisch.

Nein“ meinte der Master schließlich und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich sah nun zu dem Schwarzhaarigen und hatte meine Gedanken wieder im Griff, jedoch gefiel mir das süffisante Grinsen auf den Lippen des anderen nicht.

Ich bekomme von dir dich selbst“ meinte er bestimmend. „dreißig Minuten“ fügte er noch hinzu und lies dann erneut den Rohrstock auf den blanken Hintern des Spielgefährten sausen, welcher erneut in den Knebel stöhnte.

Ich sah Pain nur ungläubig an. Das war nicht sein ernst, oder?

 

Nach einigen Sekunden, welche mir viel länger vorkamen, sah der Boss mich an. „Hast du etwa angst?“ feixte er grinsend. Jedoch konnte ich nur den Kopf schütteln, ehe ich meine Sprache wieder fand. „Nein, aber ich mach so was“ -mit einer Kopfbewegung auf den Nackten Mann, welcher noch immer auf allen Vieren kniete, machte ich deutlich dass ich mich auf keinen Fall schlagen oder dominieren lassen würde deutlich. „- definitiv nicht“

Ich bemerkte, wie mein Herzschlag sich vor Aufregung beschleunigte. Ob es die Tatsache war, dass ich es laut sagen musste, dass ich nicht auf schmerzen stand oder dass es mich schauderte daran zu denken auch nur in irgendeiner Form der devote Part in einem BDSM Spiel zu sein wusste ich selbst nicht.

Denkst du das ist die einzige Möglichkeit zu spielen?“ fragte Pain nun ruhig, fast besänftigend, als ob meine Furcht an meinem Gesichtsausdruck hatte erkennen können.

Keine Antwort meinerseits war für ihn bestätigend genug um den Rohrstock wieder weg zu legen und erneut zu mir zu kommen.

 

Keine Sorge.“ begann er ruhig, als er vor mir stand. „Wenn du das nicht möchtest, bleibt dein Unterkörper angezogen. Und auch wenn es definitiv kein Verwöhnprogramm wird, so möchte ich dir wenigstens zeigen, dass es auch angenehme dinge im BDSM gibt.“ Der Blick war nun ruhig und er besah mich prüfend, ob ich nicht doch noch gleich davon rannte.

Ich bin kein Sub“ kam es auf einmal aus meinem Mund. Mein Gehirn hatte zum einen den Gebrauch menschlicher Sprache wieder erlangt und zum anderen das Wort aus irgendwelchen untiefen hervorgeholt, mit welchem man in diesen Kreisen den devoten Part betitelte.

 

Wieder schlich sich ein grinsen auf die Lippen meines Gegenübers und er sah herausfordernd zu mir auf. „Dann wirst du es lernen“ meinte er nur. Mein Atem und Herz standen für einen Augenblick still, nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen.

Nein“ meinte ich dennoch beherrscht und durch zusammengebissene Zähne.

Schade...“ gespielt Theatralisch drehte sich Pain wieder weg und ging langsam, sehr Langsam, zurück zu seinem Spielgefährten.

Wenn du es einmal ausprobierst bekommst du nicht nur deinen Ausweis zurück, sondern auch zehn Prozent Rabatt auf jedes Getränk, dass du dir hier holst...“ meinte er seufzend und spielerisch enttäuscht.

Ich knirschte mit den Zähnen. Ich würde den Ausweis sonst nie bekommen und ein Rabatt auf Bier oder dergleichen wäre eventuell von Vorteil. Niemand verlangte ja von mir, dass ich in den Showroom ging oder ins Separee, oder was immer diese Zimmer waren.

fünfzehn Prozent.“ forderte ich knurrend. In dem Moment drehte sich der Master lächelnd zu mir. In seinen Augen schimmerte etwas, das wie die Gier eines Raubtieres auf seine Beute aussah.

Abgemacht.“ meinte er nun grinsend. „In einer Stunde in Zimmer fünf.“ meinte er und ging nun zur Tür. Damit war der Deal abgesprochen und der Dom schmiss mich wortlos aus dem Raum.

 

Ich strich mir mit beiden Händen übers Gesicht und dann durchs Haar. Was zur Hölle hatte ich mir da nur eingebrockt?

 

Nach einigen Minuten, in welchen ich um meine Fassung rang und froh war, dass sich niemand außer mir in diesem düsteren Gang befand, begab ich mich mit einem Blick auf die Uhr, es war schon zwanzig Minuten nach Fünf, wieder in die Bar und bestellte eine Cola.

Nikolaj, wie sich der Barkeeper mir vorstellte, als er mir das Getränk reichte stellte sich mit fragendem Blick vor mich, nachdem er sich sein Geschirrtuch locker über die rechte Schulter geworfen hatte. „Und? Wie ist es gelaufen?“ fragte er freundlich, doch auch ohne ihn anzusehen bemerkte ich, dass sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen gestohlen hatte.

Ich antwortete ihm nicht sondern sah zu ihm auf, ohne den Kopf zu heben. Anscheinend jedoch sagte mein Blick alles und er kannte seinen Boss scheinbar sehr gut, da er zweimal rau auflachte und sich gerade hin stellte um die Arme vor der Brust zu verschränken.

Er hat dich zu einer Zeit zu Zweit in einem der Zimmer überredet“ stellte er fest und sein grinsen wurde breiter. Mein seufzen und das widerwillige murren aus meinen zusammengepressten Lippen bestätigte ihn in seiner Theorie und er lachte nochmals kurz auf, ehe er sich umdrehte und in ein Schnapsglas einen klaren Hochprozentigen Alkohol einschenkte, ehe er diesen vor mich auf den Tresen stellte. „Du siehst aus, als könntest du ihn brauchen.“ meinte er mit unterdrücktem Grinsen und wahrlich einer Spur Mitgefühl in der Stimme.

 

~~~

 

Als ich dann eine knappe Stunde später auf dem Weg zu Zimmer Nummer 5 war hatte sich die Bar mit vereinzelten Menschen gefüllt, welche sich unterhielten oder alleine mit ihrem Handy spielten. Es war noch Früh, was bedeutete, dass dies nur die ersten Verbitterten waren, die sich von ihrem Aufenthalt hier viel versprachen.

Mit einem Mulmigen Gefühl im Bauch begab ich mich schweigend zu der Tür, welche im Verborgenen lag und zur oberen Etage führte. Mein Mund war trocken und dennoch musste ich schlucken, als ich schließlich vor dem Zimmer stand. Sollte ich Klopfen? Oder einfach hinein gehen?

Die Entscheidung wurde mir abgenommen, als sich die Tür öffnete und Pain vor mir stand. Sein ruhiger, gleichgültiger Blick lies das unwohle Gefühl in meiner Brust nur noch stärker werden und ich schluckte abermals, als er zur Seite trat und mich somit in das dunkle Zimmer hinter sich herein bat.

Ich kam der Unausgesprochenen Aufforderung nach und trat zwei Schritte in die Finsternis, ehe ich hörte, wie die Türe verschlossen wurde. Und somit auch die letzten Lichtstrahlen des Flures aussperrten.

 

Mein Puls wurde aus irgendeinem Grund in die Höhe getrieben und auch, wenn ich wusste, dass ich ruhig dastand, konnte ich meinen eigenen Herzschlag in meinen Ohren hören.

Ich zuckte zusammen, als sich eine Warme Hand zwischen meine Schulterblätter legte und mich mit sanftem druck voran schob. Zögerlich folgte ich und stolperte in der Dunkelheit nach vorn. Meine Atmung ging hektisch, doch als ich stehen bleiben durfte schloss ich kurz die Augen und Atmete tief durch. Zwang mich an meine Ausbildung zu denken.

 

/„In einem dunklen Raum müsst ihr die Augen schließen und euch auf eure anderen Sinne Konzentrieren.“ Hatte der Ausbilder, Klaus, damals gesagt, als man sie im Training in einen Schwarzen Irrgarten aus Gängen ausgesetzt hatte. Man hatte von ihnen erwartet, dass sie in der Völligen Finsternis aus den Unterirdischen Gängen eines Versteckes eines angeblichen Feindes entkommen sollten. Man hatte sie angeschrien, sie mussten das können, weil dort, wo sie im Einsatz waren, die Gegner ihnen Alles nahmen, was sie hatten, selbst wenn es das Augenlicht war.

Einige der anderen Anwärter hatten es nicht geschafft. Waren in Panik ausgebrochen oder hatten sich selbst verletzt, weil sie nicht weiter wussten.

Ich hatte mich dazu gezwungen meinen Eigenen Herzschlag so tief wie möglich zu senken, ehe ich eine Hand an der rechten Wand liegen hatte, die andere alles vor und neben mir ertastete, was mein Fuß am Boden ebenfalls Tat um nirgends zu stolpern. Ich hatte knapp drei Stunden gebraucht, hatte es aber schließlich geschafft./

 

Auch jetzt hatte ich es geschafft. Mein Puls und auch meine Atmung waren ruhiger geworden.

Der Raum um mich herum war noch immer Stockdunkel, doch ich roch Leder, Holz und Metall, sowie eine Mischung aus Ätherischen Ölen. Ein leises lachen hinter mir lies mich aufhorchen, ehe ich hörte, wie sich jemand weg drehte und ein Streichholz entflammte, ehe es Knisterte und eine Kerze ihre Lautlose Flamme in der Dunkelheit Zeigte. Ich öffnete die Augen, blieb aber stehen wo ich war.

 

Du hast dich an die Ausbildung erinnert...“ meinte Pain hinter mir und ich hörte das leichte lächeln aus seiner Stimme heraus. „Sehr gut...“ sagte er lobend und dieses mal war kein hauch dieses Grinsens zu hören. Es war eher ein Lob, was einen Funken Stolz in mir erblühen lies.

Noch immer widerstand ich dem Drang mich zu ihm zu drehen, sah mich in dem nur sehr schwach beleuchteten Raum um. Vor mir an der Wand war ein dunkles Andreaskreuz aus dunklem Holz oder Metall, rechts daneben hing ein Brett an der Wand mit verschiedenen Schlaginstrumenten wie Paddle, Gerte, Rohrstock und Flogger. Ich schluckte und spürte wieder dieses Gefühl des Unwohlseins. Musste wieder an die Situation von vorhin in Zimmer drei denken, in welcher der Sub geschlagen wurde. Ich wollte das definitiv nicht.

Links des Andreaskreuzes war eine Kleine Kommode, deren dunkle Schubladen ihren Inhalt nicht preisgaben.

 

Schweigend ging Pain an mir vorbei und befestigte dunkles Leder an den oberen Enden des Andreaskreuzes und sah dann zu mir, wobei er ein wenig aufsehen musste. „Zieh dein Oberteil aus!“ sagte der „Master“ ruhig und ohne drang, aber dennoch hatte ich irgendwie das Gefühl, dass es eher ein Befehl war. Kurz Atmete ich tief durch, ehe ich mich meines Oberteils entledigte und es einfach neben mir auf den Boden fallen lies ohne dabei den Blickkontakt zu unterbrechen.

Auch Pain brach den Blickkontakt nicht ab, als er seine Stimme erhob.

Die Kerze im Hintergrund brennt genau eine Halbe Stunde. Das bedeutet, wenn es dunkel wird, ist ende.“ Seine Stimme war ruhig und erklärend. Etwas, worauf ich, als ein in Drill Geschulter Mann nicht ganz klar kam. Dennoch sah er mich abwartend an, bis ein leichtes nicken von mir kam. Erst dann sprach er in genau der gleichen Stimmlage weiter. „Ich werde jetzt deine Hände fesseln. Solltest du es doch nicht mehr schaffen, was ich bezweifle, da du es als Herausforderung sehen wirst, so wirst du lediglich das Wort „Rot“ sagen müssen, dann werde ich sofort stoppen, Verstanden?“ auch wenn seine Worte weich waren, so war es in Befehlsform, und sofort war ich wieder im Training. „Ja“ sagte ich mir fester Stimme und mein Körper nahm automatisch eine Aufrechte Haltung an, als stünde ich vor einem Vorgesetzten.

 

Vorsichtig legten sich seine warme Hände an meine Seiten, drehten mich so, dass ich mit den Rücken gegen die Wand stand, ehe er erst die linke, dann die rechte meiner Hände an die vorbereiteten Lederschlaufen an den oberen enden des Andreaskreuzes Festband. In meinem Rücken spürte ich das warme, aber glatte Holz das Kreuzes unter meiner Muskulatur, als ich diese anspannte. Probeweise zog ich an den Fesseln, aber sie saßen erstaunlich Fest und dennoch engten sie meine Handgelenke nicht ein. Doch durchreißen würde ich sie nicht können, da ich ein leichtes Metallisches rasseln gehört hatte, als ich daran gezogen hatte. Dementsprechend mussten es Handschellen aus Metall sein, welche mit Leder umzogen waren um den gefesselten nicht zu verletzten. Clever.

Als ich nun aufsah konnte ich nur noch die Umrisse Pains erkennen, da die Lichtquelle, die Kerze, mich ein wenig blendete. Doch ich war mir sicher dass ich den Rest des Zimmer derzeit lieber nicht sehen wollte.

Wieder bemerkte ich, dass mein Puls und meine Atmung anstiegen, doch dieses mal konnte ich mich nicht zur tiefsten ruhe zwingen, aber dennoch schaffte ich es, nicht zu Hyperventilieren. In meinem Kopf tauchten Bilder auf, welche ich erfolgreich verdrängt hatte.

 

/Mein Oberkörper war entblößt und meine Hände über meinem Kopf gefesselt. An eben diesen hing ich auch an der Decke, berührte mit den Füßen kaum noch den Boden. Meine Nackte Haut war von Dreck, Schweiß und Blut bedeckt. Mein Brustkorb Hob und senkte sich hektisch. Ich hörte meinen Eigenen Schrei, als mich die Entführer mit einem Messer Folterten. Meine Haut über den straffen Muskeln meines Bauches Aufschnitten und rotes Blut hervor quoll. Doch zu meinem Glück schnitten sie nicht so tief, dass meine Organe meinen Körper verlassen wollten. Sie brauchten mich Lebend./

 

Mit einigem Blinzeln war ich wieder in Zimmer Nummer 5. Vor mir stand Pain, welcher mich ruhig Musterte. Dann hielt er eine Feder Hoch. Erst wollte ich Loslachen, als hätte er einen Witz erzählt, doch ich konnte mich zurück halten. Hier, in dieser Situation, war es nicht angebracht.

Schweigend wanderte er mit der Feder erst meinen Linken, dann den rechten Arm entlang. Es kribbelte auf meiner Haut und an einigen Stellen Kitzelte es ein wenig, doch meine angespannten Muskeln blieben. Selbst als er vorsichtig seine Hand auf meinen Brustkorb legte. Genau dort, wo mein Herz verborgen unter Muskeln, Sehnen und Kochen war. Mein Herz schlug gegen die Brust und Pain sah mir ruhig in die Augen. Hielt in der Bewegung inne, bis mein Puls etwas ruhiger wurde und meine Muskeln sich langsam minimal entspannten. Er gab mir die Zeit, mich daran zu gewöhnen.

 

Gefühlt dauerte es ewig, bis ich meinem Körper unter Kontrolle hatte und meine Muskeln tatsächlich ein wenig entspannten. In dieser Zeit hatte sich der Dom nicht gerührt, hatte seine Hand mit sanftem druck auf meiner Brust gelassen und mir in die Augen gesehen.

Als ihm meine Ruhe und Entspannung genügte, lies er schließlich von mir ab und die Feder, welche er noch immer in der Hand hielt, bewegte sich nun auf meinem Oberkörper in allen möglichen Richtungen. Mein Blick hatte ich auf das Licht der Kerze gerichtet und dennoch spürte ich die Berührungen immer intensiver auf meinem vernarbten Oberkörper. Dennoch schaffte ich es, meine Muskeln nicht anzuspannen und ruhig weiter zu Atmen.

 

Pain nahm die Feder von meinem Körper und legte sie auf die Kommode, ehe er die Oberste Schublade öffnete und einen Gegenstand heraus nahm, dessen Metallene Oberfläche im Schein der Kerze aufblitzte. Sofort war ich und mein Körper in heller Alarmbereitschaft und ich spannte die Muskeln an, was die Fesseln an meinen Armen zum Ächzen brachte.

Pain jedoch blieb ruhig und drehte sich zu mir. Zeigte mir schweigend den Gegenstand. Es war ein Griff, wie der eines Messers aus silbrig glänzendem Metall, doch statt einer Schneide war dort etwas wie ein Runder Kreis, welcher mit Spitzen Dornen Gespickt war. Ich erkannte nun endlich war es war, besaß ich den Gegenstand doch selbst für Spiele mit meinem Sexpartner. Es war ein Nervenrad.

Klar hatte ich das Ding schon an mir selbst ausprobiert, auch damit ich wusste, wie stark man an welche Körperstellen drücken durfte, aber noch nie hatte jemand anderes es an mir getan. Ich schluckte und sah Pain dennoch recht gefasst an.

 

Ihm schien dass zu genügen, denn er begann, wieder an meinen Armen, mit dem Metallenen Gegenstand über meine Haut zu fahren. Ich keuchte erschrocken auf, denn es machte seinem Namen alle Ehre. Nervenrad. Das kleine Ding verursachte keine Schmerzen, aber ich zitterte unter der Berührung und fokussierte mich wieder auf den Schein der Kerze um mich wieder zur Ruhe zu zwingen. Als Pain mit dem Nervenrad über meine Arme fuhr gelang mir das auch, doch als er sich dann meinem Brustkorb zuwandte und dort nicht nur über meine braune Haut, sondern auch über die unzähligen feinen Narben fuhr, schossen mir immer wieder die Bilder in den Kopf. Immer wieder hatte ich das Gefühl wieder in Afghanistan zu sein. Gefesselt. Verschmiert mit Dreck, Schweiß und Blut. Und vor mir einer der Entführer. Grinsend. Mit dem Messer in der Hand.

 

Mit jedem Mal, dass Pain mit dem Nervenrad über meine Narben fuhr, riss ich mehr an den Fesseln und schließlich riss ich eine der Verankerungen aus dem Mauerwerk. Keuchend hielt ich sie Schützend vor mich. Mein Blick Apathisch auf mein Gegenüber geheftet, der ab und an zum Entführer geworden war. Klirrend lies er das Nervenrad fallen, trat ruhig auf mich zu, was mich zusammenzucken lies. Wieder legte er eine Hand schweigend auf meine Brust, während die andere geschickt meinen zweiten Arm, welcher noch an die Wand gekettet war, befreite und dann die nun nutzlose Fessel des anderen Handgelenks löste und zu Boden fallen lies.

 

Pain sah mir in die Augen. „Beruhige dich“ sprach er sanft und legte seine Hand, welche auf meiner Brust gelegen hatte, nun an Meine Wange. „Wir sind nicht in Afghanistan“ meinte er ruhig und ich nickte stumm, während ich wirklich realisierte, was soeben geschehen war.

Pains zweite Hand legte sich an meine Seite und verharrte dort. Die Hand an meiner Wange sank und strich über meine Schulter zur Brust hinunter, ehe der „Master“ nun von mir ab lies und einen Schritt zurück trat.

 

Das üben wir noch...“ meinte er streng und deutete mir an, ihm zu folgen, während er mein Oberteil vom Boden aufhob und zu einer Tür steuerte, welche ich seither nicht bemerkt hatte und es nicht die Tür war, zu der ich herein gekommen war. Gerade als er die Tür öffnete und ich aufgrund des Plötzlichen Lichtes die Augen zusammen kniff, bemerkte ich, dass sie Kerze soeben ihr leben aushauchte. War das wirklich eine Halbe Stunde gewesen?

 

Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten erkundeten meine Augen den Raum. Es schien sich um einen Allzweckraum zu Handeln. Eine Liege wie beim Arzt in der Mitte, zwei Stühle mit dazugehörigem Tisch an der gegenüberliegenden Wand, rechts ein Waschbecken und ein großer Schrank, Links ein kleiner Kühlschrank. Pain legte mein Oberteil auf die Liege und deutete mir an, mich auf einen der beiden Stühle zu setzten, was ich auch zögerlich tat. Er selbst ging zum Kühlschrank und reichte mir kurz darauf eine kühle Cola.

Du warst mit den Gedanken in Afghanistan, als ich deine Narben getriggert habe...“ meinte er ruhig und stellte sich an die Liege gelehnt schräg vor mich. Ich trank einen zittrigen Schluck und sah zu Boden als ich nickte, doch nur einige Sekunden später sah ich ihn an.

Woher weist du-“

Dass du in Afghanistan warst?“ schnitt er mir ins Wort. „Dass du dort verletzt wurdest?“ ich nickte leicht und sah ihm direkt in die Augen, auch wenn mir dass einen Schauder bereitete.

Ich bin Ex-Seal, hab noch meine connections...“ meinte er ruhig.

 

Ok, wir hatten entweder jemanden, der gerne redete, oder er hatte richtig gute connections, denn diese Information, dass ich diese Narben aus Afghanistan und nicht von einem Bär hatte, der mich beim Wandern angegriffen hatte, wie ich immer erzählte, da damals eine Geheimoperation schief lief, war streng geheim und davon wussten nicht sehr viele.

Mein Blick blieb ruhig, als ich ihn weiter ansah, bis er den Blick abwendete und mir mein Oberteil zuwarf.

Ich würde das gerne wiederholen...“ raunte er ohne mich anzusehen.

Mein Augen weiteten sich ein wenig. War das sein Ernst?

Wir hatten einen Deal.“ meinte ich ruhig. „Eine Session, dafür bekomme ich meinen Ausweis und 15% Rabatt auf alle Getränke...“ meinte ich diplomatisch und stellte die Cola auf den Boden um mein Oberteil über meinen leicht verschwitzen Oberkörper zu ziehen.

Er reichte mir meinen Ausweis, welchen ich sofort an mich nahm und an meiner Gürtelschlaufe befestigte.

Ich habe ein neues Angebot für dich, Raphael“ ich blinzelte verwirrt, wusste aber nicht, ob der Tatsache, dass er mich bei meinem Namen ansprach oder wegen des neuen Angebots.

Ich biss die Zähne zusammen und sah ihn abwartend an. Was für ein Angebot das wohl war?

 

Du machst jede Woche eine Session mit mir und bekommst für jede, die du überstehst weitere 1% Rabatt zu den derzeitigen 15%.“ Ich schluckte.

Mein Verstand schrie nur danach, dass dies eine beschissene Idee war, dass ich mich nicht für so etwas hergeben sollte nur um Rabatt auf Getränke zu bekommen. Und dennoch sagte eine andere Stimme, leiser und ruhiger, dass es mir doch gefallen hatte und ich tief in meinem Inneren mehr wollte. Viel mehr.

 

Abermals schluckend stand ich auf und trank die Cola leer, ehe ich sie auf den Kühlschrank stellte. „Ich überlege es mir...“ gab ich zurück und öffnete die zweite Tür im Raum, welche nicht zum „Spielzimmer“ zurück führte und hatte recht, als ich wieder auf dem Flur landete.

 

 

Kurz blieb ich stehen und atmete nochmals tief durch, ehe ich mich auf den weg nach Hause machte. Ich brauchte dringend eine Dusche. Und etwas zu essen.