Kapitel 22

Leon
Ich war total in Gedanken versunken, fragte mich noch immer ob ich wirklich dazu bereit war, BDSM zu machen, auch wenn das, was ich bisher mit Bastian getan hatte vollkommen okay war, aber dennoch bekam ich das Bild von gerade eben nicht aus dem Kopf, wie Dominik so aufgebracht war und Raphael ebenfalls aus seiner Rolle gefallen war. Und dabei hatte Bastian doch gesagt, dass das alles was kam so okay ging. Aber ich wollte Bastian nicht so angehen und ihn auch nicht so dermaßen fertig erleben.
Ich seufzte laut und hörte mein Handy, welches ich aus der Tasche zog und schluckte, als ich Bastians Namen darauf sehen konnte. Ich starrte eine ganze Zeit lang auf das Display, ehe ich den grünen Hörer drückte. "Ja?"

 

Bastian
Raphael gab ich ein stummes Zeichen, bitte kurz zu warten, als nach einer gefühlten Ewigkeit endlich Leon ans Handy ging.
„Hallo, Leon. Wo bist du? Ist alles in Ordnung? Ich finde dich nirgends in der Praxis“, erklärte ich ihm und setzte mich erleichtert, dass er ans Handy gegangen war auf einen Stuhl, und rief mich zur Ruhe. Ja, ich war aufgebracht, das er einfach verschwand, aber vielleicht hatte er wichtige gründe dafür, ich würde mir also zuerst in Ruhe anhören, was er zu sagen hatte.

Dominik
Ich sah zu diesem Bastia hinüber. Scheinbar gab es Probleme mit Leon, der tatsächlich nicht mehr hier war. Was wohl geschehen war? Doch ich würde mich erst mal nicht einmischen, sondern in Ruhe abwarten und das den Doms überlassen. Noch schien der Blauhaarige ja relativ ruhig zu sein, auch wenn man an seiner Stimme und Mimik durchaus die Sorge mitschwingen hörte und sah.

 

Raphael
Ich nickte nur einmal kurz und lies Bastian alleine. Er würde zu mir kommen, wenn er Hilfe benötigte, weshalb ich mit Dominik in den kleinen Aufenthaltsraum der Praxis ging und ihm sagte wo die Tassen waren, während ich die Kaffeemaschine startete und mit Wasser befüllte.

Leon
Ich war stehen geblieben und starrte vor mich hin, während ich nach den richtigen Worten suchte.
"Ich... hab mich überflüssig gefühlt und dachte, ich lass euch Zeit..." meinte ich schließlich leise, wobei sich etwas in meinem Brustkorb zusammen zog.
"Ich... bin los gelaufen... nach Hause..." brachte ich hervor und bewunderte die kleinen Steinchen auf dem Asphalt des Bürgersteigs vor mir.

 

Bastian
„Verstehe. Das war wirklich lieb von dir, Leon, dass du uns Zeit lassen wolltest. Aber warte doch das nächste Mal ruhig in meiner Nähe, ich habe mir Sorgen gemacht, als ich dich nicht fand. Und überflüssig bist du absolut nicht, das bist du nie, hörst du? Ich habe dich sehr gerne in meiner Nähe, Leon“, erklärte ich mit ruhiger Stimme, da ich das Zögern durchaus aus seiner Stimme hörte, „Magst du zurück kommen? Ich hatte dir doch eine anregende Heimfahrt versprochen. Oder brauchst eine Pause?“

Dominik
Schliesslich brachte ich Raphael zwei Tassen und stellte sie unter die Ausgabe des Kaffees, ehe ich auch noch Löffel und Unterteller, so wie Zucker und Rahm dazunahm und dann besorgt zu Bastian hinüberschaute.
„Ist etwas mit Leon passiert?“, entkam es mir dann doch neugierig. Hoffentlich war nichts schlimmes vorgefallen.

 

Raphael
Ich sah kurz über die Schulter zur Tür, und somit konnte ich Bastian minimal sehen. "Wenn ich das richtig verstanden habe ist Leon gegangen... Bastian wird uns sicher gleich erzählen, was los ist..." meinte ich ruhig und drückte den 'Start' Knopf der Kaffeemaschine, welche auch sofort mit der Arbeit begann.
"Hast du schon eine Idee, was du gleich essen möchtest? Ich dachte, wir könnten das Essen mit nehmen und uns irgendwo eine ruhige Stelle suchen..." meinte ich ruhig und lehnte mich gegen die Ablage, ehe ich die Arme öffnete und ihn somit einlud, zu mir in meine Arme zu kommen. Wenn wir bei mir oder ihm essen würden waren wir nicht auf neutralem Boden und das konnte das Gespräch beeinflussen. Wobei ich ihn danach fragen sollte.
"Oder möchtest du bei mir oder bei dir essen?" Fragte ich und musterte ihn, während ich auf eine Antwort wartete und mir eine Idee kam.
"Und was hältst du davon, wenn wir heute Abend meine Badewanne einweihen, gemütlich entspannen und uns auch mit körperlicher nähe vertraut werden können."

Leon
Er hatte sich Sorgen gemacht? Irgendwie freute es mich, dass er an mich dachte, aber dann kam wieder das in mir hoch, das mich eben beschäftigt hatte.
"Bastian... ich weiß nicht, ob ich das kann... also das BDSM... das sah bei Raphael und Dominik so... es war so emotional und viel und... ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll..." meinte ich leise und ein wenig Verzweiflung schwang in meiner Stimme mit.
Ich hob kurz den Kopf und sah mich um. "Ich... hab keine Ahnung wo ich bin... ich muss wohl gleich mal das GPS an-" ich hörte einen bekannten Ton des Telefons und nahm es vom Ohr, starrte auf das schwarze Display. Nicht ernsthaft, oder? Mein Akku war leer und mein Smartphone hatte sich soeben verabschiedet. Fuck.

 

Bastian
Ich wollte gerade antworten, als er auf einmal weg war. Ich versuchte sofort ihm zurückzurufen, aber kam nicht mehr durch. Verdammt. Vermutlich war sein Akku leer oder er kam in ein Funkloch oder ihm war doch etwas geschehen. Sorge bereitete sich in mir aus, nicht zuletzt, weil er eben noch schilderte, dass er daran zweifelte, dass das BDSM etwas für ihn war.
Ich kam somit zu Raphael und Dominik zurück, die sich gerade so gemütlich in den Armen lag und strich mir aufgewühlt über die blauen Haare.
„Leon ist raus, er wollte heim laufen und hat sich laut dem Telefonat eben offenbar verlaufen. Weit kann er noch nicht sein, zu Fuss dürfte er nicht weit gekommen sein. Ich muss los ihn suchen“, erklärte ich knapp und eilte auch schon wieder raus hin zu meinem Auto, damit war ich schneller unterwegs und konnte einen grösseren Radius in der selben zeit absuchen, als er lief. Hoffentlich würde er nicht weiterlaufen, sondern stehen bleiben.

Dominik
Ich hatte es mir gerade in Raphaels Armen gemütlich gemacht und wollte gerade antworten, als auf einmal Bastian aufgelöst zurück kam und etwas von Leon und verlaufen erzählte und dann auch schon weiter eilte. Das nannte ich jetzt mal kurz angebunden, von dem konnten wir uns wohl beide noch ne Scheibe abschneiden, in Sachen Redefluss.
„Ich denke, ich helfe ihm suchen“, meinte ich somit und sah besorgt zu Raphael hoch.

 

Raphael
Ich sah auf, als Bastian zur Tür herein kam und auch wenn ich Dominik fest hielt und ihm meine nähe und wärme schenkte war ich sofort aufmerksam, als mein Kumpel kurz und knapp berichtete, was los war. Ich wollte noch etwas sagen, ehe Bastian schon aus der Tür verschwunden war.
Ich wandte mich nun an Dominik, der sofort mit Eifer dabei war und ebenfalls suchen helfen wollte, doch ich konnte ihn zurück halten. „Ruhe bewahren, Dominik...“ ich sah ihn freundlich und nicht mahnend an, aber auch ich machte mir sorgen, denn der weg von hier zu Bastian führte durch eine weniger gute Siedlung, und wenn Leon dort hinein geriet hatte er kaum eine Chance.
„Wir trinken beide ein paar schluckte Kaffee und machen uns dann gemeinsam auf den Weg, wäre das okay für dich?“

 

Bastian
Ich fuhr derweil mit meinem Wagen los und ging dabei systematisch alle Strasse in der Nähe durch und nutzte dafür auch mein Navi-Gerät um keine Strasse zu übersehen, doch bisher wurde ich nicht fündig, als auch ich allmählich in die schlechtere Gegend kam, die mir seltsam vertraut erschien und gar nicht gefiel. Das hier war kein guter Ort und ich hoffte von herzen, das Leon sich nicht genau hier aufhielt.

Dominik
„Ja, okay. Ich hoffe nur Leon geht es derweil gut. Gott, wie kannst du bloss so ruhig und gelassen bleiben wenn jemand auf einmal verschwunden ist und sich verlaufen hat?“, fragte ich ihn überfordert, hielt mich aber zeitgleich auch an dieser Ruhe, die er ausstrahlte, fest. Sie war mir ein wichtiger Anker um selbst nicht in Panik auszubrechen, so dass ich schliesslich nach meinem Kaffee griff und daran nippte. Er war brühend heiss, das würden also lange Momente werden, bis ich davon einiges getrunken hatte.

 

Raphael
Ich sah ihn an und nahm ebenfalls meinen Kaffee, um diesen zu pusten, damit ich ihn trinken konnte.
"Nun, zum einen ist Leon ein erwachsener Mann, bei dem ich davon ausgehe, dass er vernünftig genug ist, dass er ein bisschen auf sich acht gibt und nicht mit Fremden mit geht oder so... und zum anderen bringt es nichts, wenn wir in Panik ausbrechen, denn dadurch würde unsere Aufmerksamkeit geringer werden und wir könnten ihn übersehen, wenn wir ihn suchen." Erklärte ich gelassen, schaltete aber nebenbei die Kaffeemaschine aus und bedeutete ihm mir einer Handbewegung, mir zu Folgen. Ich würde die Unterlagen von Leon mitnehmen und mir später darüber Gedanken machen, aber so musste ich nach der Suche nicht mehr hier her.
In meinem Behandlungsraum stellte ich also kurz meine Tasse ab und suchte alle unterlagen zusammen, druckte diese aus und legte sie in eine gelbe Mappe.
"Im übrigen sind wir kerngesund, falls ich das vorhin vergessen habe, zu erwähnen..." meinte ich, während ich den PC abschaltete und nun meine Tasse nahm. Der Kaffee war nun noch etwas heiß, aber trinkbar, weshalb ich einige große schlucke nahm.

Leon
Ich versuchte ruhig zu bleiben und mich umzusehen. Meist halfen irgendwelche Eckpunkte wie besondere Gebäude oder auch Bushaltestellen. Ein Polizeirevier oder Feuerwehr oder ähnliches würde mir auch weiter helfen, aber leider gab es das hier nicht in meiner nähe. Nicht einmal eine Kirche konnte ich erblicken.
Dennoch versuchte ich nun, zu einer großen Straße zu kommen, da dort mehr los war und die Chance, gefunden zu werden größer war, genau so wie eine Bushaltestelle oder Straßenschilder oder vielleicht sogar ein Taxi.
Mir wurde etwas mulmig, während ich mich vorsichtig umsah. Die Gegend hier war wirklich nicht die beste und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mich aus jedem dunklen Winkel jemand beobachtete. Mein Herz begann zu rasen, was aber leider nicht dazu beitrug, dass ich ruhig blieb, im Gegenteil. Ich wurde immer nervöser und steigerte mich sogar leicht hinein. Verdammt, warum war ich nicht in der Arztpraxis geblieben?

 

Dominik
Ich nippte derweil an meiner Tasse und sah ihm bei der Arbeit zu, die er gewissenhaft erledigte, so dass mein Kaffee schliesslich dann auch endlich schon fast leer war, als Raphael dann soweit war, aufzubrechen.
Doch auch wenn ich mir noch immer leichte Sorgen wegen diesem Leon machte, so war ich doch auch sehr erfreut über die Nachricht, dass wir beide kerngesund waren. Etwas, dass ich ausgesprochen begrüsste, da ich ihn auf diese Weise richtig verwöhnen und spüren durfte, ohne Risiko, ohne Kondome, ohne Vorsichtsmassnahmen. Das würden nun aufregende und erfüllende Zeiten werden, da war ich mir absolut sicher.
„Das ist wundervoll! Dann weiss ich, was ich als erstes machen werde, sobald wir Leon gefunden haben. Dann werde ich meinem Dom endlich den wohlverdienten Blowjob geben. Und danach picknicken wir gemütlich irgendwo, bei diesem wundervollen Wetter und können in aller Ruhe quatschen- Und anschliessend vielleicht wilden Sex in der Wildnis oder in deinem Auto oder in deinem Spielzimmer haben?“, meinte ich gut gelaunt und schnappte mir meinen Dom, denn ich verspielt zu mir zog, um mich vertrauensvoll an ihn zu schmiegen.

Bastian
Ich fuhr in die nächste Strasse und hielt weiterhin die Augen offen, doch noch immer nichts. Wo war Leon bloss? Ging es ihm noch gut? Meine Sorge wurde immer drängender und meine Panik um ihn stieg allmählich, je tiefer ich in dieses Viertel hier eindrang.

Strassendieb
Endlich eine lohnende Beute! Ich verfolgte den jungen Mann nun schon eine ganze Weile. Und endlich kam meine Chance, als ich sah, wie mein Opfer in die nächste Seitenstrasse abbog. Eine Sackgasse, die in eine düstere Gosse endete, das wusste ich. Sofort eilte ich hinterher und siehe da, ich hatte den jungen Burschen. Sofort zog ich mein Klappmesser hervor und klappte es auf, während ich mich zur vollen Grösse aufbaute.
„Kleiner? Mach jetzt keine Dummheit und gib mir einfach deine Brieftasche, dann können wir das ganz schnell über die Bühne bringen und niemand wir verletzt“, donnerte ich somit mit lauter Stimme hinüber.

 

Raphael
Ich sah auf und lies es zu, dass er mich in eine Umarmung zog, welche ich nun auch erwiderte und ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gab, ehe ich ihn ansah. „Wollen wir los? Wer weiß, vielleicht braucht Bastian unsere Hilfe.“ meinte ich ruhig und schob ihn dennoch bereits Richtung Tür.
Ich hörte zu, als er solche vielen Vorschläge machte, welche sich alle recht gut anhörten, aber irgendwie zu Viele auf einmal waren.
„Wir lassen es langsam angehen, okay? Auch wenn ich dich verstehen kann, dass du gerne so einiges Probieren möchtest...“ mir ging es da nicht anders, aber dennoch sollten wir uns besser kennen lernen und vor allem die Nähe und die Zärtlichkeiten spüren lernen. „Es sei denn du stehst nicht auf kuscheln oder so...“ meinte ich dennoch vorsichtig. Ja, wir mussten definitiv viel miteinander bereden, damit wir wussten, was der andere mochte und was nicht.

Leon
Ich war in eine Seitenstraße abgebogen, welche sich allerdings als Sackgasse heraus gestellt hatte, weshalb ich direkt wieder umdrehte und dann erschrocken zusammen zuckte, als ein Mann auf mich zu kam und das Messer aufschnappen ließ. Ich schluckte und wich instinktiv zurück. „Ich hab aber kein Geld dabei... ehrlich nicht...“ meinte ich etwas eingeschüchtert. Verdammt, warum war ich nur los gelaufen und war nicht bei Bastian und Raphael und Dominik geblieben? Panik stieg langsam in mir hoch und ich spürte, wie ich mich hilfesuchend umsah.

 

Dominik
„Oh doch, da stehe ich definitiv drauf“, meinte ich verstehend und grinste ihn breit an, um zu zeigen, das alles okay war, „Und das nicht nur ausserhalb von Sessions. Ich mag es zwar gerne härter während einem Spiel, aber ich mag dabei auch ebenso sanfte, nahe Momente, in denen man spürt, das der Spielpartner geniesst was man macht und er auf mich acht gibt, sich nicht im Spielrausch verliert“, erklärte ich ihm und genoss entsprechen das Gefühl von seinem Kuss auf meiner Stirn noch lange Zeit weiter. Es waren gerade diese kleinen Gesten, die ich so mochte, die alltäglich wirkten, aber dennoch zeigten, das man wertgeschätzt wurde, „Was würdest du denn als erstes machen wollen?“, obsiegte dann aber doch wieder meine Neugierde.

Bettler
Ich war gerade die nächste Mülltonne am durchwühlen, als ich auf einmal Personen in meiner Nähe wahrnahm. Zwei Leute, wovon einer offenbar definitiv in der Klemme steckte. So begab ich mich schliesslich zu besagten zwei Leuten und musterte diese kurz, ehe ich ein defektes Handy herausnahm und zu dem Burschen mit dem Messer hinüberschaute und dabei mit dem Handy herumwedelte:
„Junge, noch kannst du gehen, die Polizei ist gleich hier, sie meinten sie bräuchten nur 3 Minuten“, rief ich ihm zu, wodurch dieser auf einmal erstarrte und mich, einen einfachen Bettler erschrocken ansah, als ob ich gerade die grösste Gefahr auf Erden darstellte. Doch schon Sekunden später klappte er das Messer hastig weg und eilte in grossen Schritten davon, was mich breit grinsen und einige Zahnlücken zeigen lies, ehe ich mich dem zweiten Burschen widmete.
„Alles okay bei dir Kleiner?“, meinte ich mit brummiger Stimme und freundlichem Lächeln, während ich mit meinen altersschwachen Fingern meinen ergrauten, struppigen 10-Tagebart durchkämmte und dann das Handy wieder auf meinen Einkaufswagen warf, der all meine Besitztümer beherbergte.

 

Raphael
Ich führte ihn nach draußen und schloss die Praxis ab, hielt ihm dann die Beifahrertür auf und lächelte ihn an. „Nun, ich dachte an einen entspannten Nachmittag, wo wir gemeinsam die Größe der Badewanne austesten, beim Abseifen kann man dann schön den Körper des anderen ertasten und kennen lernen... Und danach können wir es uns auf der Couch gemütlich machen.“ Das eventuell auch Sex mit dabei sein könnte sagte ich lieber noch nicht, damit sein Kopfkino nicht allzu weit abschweifte und er sich gleich noch Konzentrieren konnte beim Suchen.
„Ich werde eben Bastian anrufen um zu fragen, wie die Lage ist. Ich möchte, dass du aufmerksam bist und dich umsiehst, damit wir Leon bald finden, okay?“

Leon
Ich zuckte zusammen, als hinter mir jemand auftauchte, mir dann aber Half, wobei ich, als ich sah, dass es sich bei meinem Helfer um einen Bettler handelte, etwas irritiert war, dass er ein Handy hatte. Ich blinzelte ihn einen Moment an, nachdem wir alleine waren, nickte dann aber.
„Ja, bei mir ist alles okay... Danke für die Hilfe.“ meinte ich höflich. Ich musste dennoch hier weg, das wusste ich instinktiv.

 

Dominik
„Okay, klingt gut“, meinte ich erfreut, wenn auch etwas wehmütigt, da es also wohl wirklich nur Baden und entspannen geben würde, obwohl wir nun die Ergebnisse hatten. Aber wenigstens das. Das war auch schon ein guter Anfang. So nickte ich bei der Anordnung schliesslich voller Eifer, da auch ich mir ernste Sorgen um Leon machte und konzentrierte mich dann darauf, diesen Sub wieder zu finden. Hoffentlich stellte der keine Dummheiten an, sonst würde der Tag ganz gewiss anders verlaufen, als erhofft.

Bettler
„Immer gerne, schon erstaunlich zu was alter Müll noch gut sein kann. Das Handy habe ich einst geschenkt bekommen, weisste, Kleiner? Von meinem Sohn, der mich schon seit Jahrzehnten nun ignoriert. Vermutlich weiss er noch nicht mal, wo ich heute lebe“, meinte ich lachend und beugte mich dann nach einigen leeren Glasflaschen, für die man gewiss noch ein Pfand bekommen konnte.
„Weisste, Kleiner, er passt einfach nicht hier her, mit seinen teuren Anzügen. So wenig wie du. Hier leben nur die Hoffnungslosen und die Verbrecher“, erklärte ich ihm weiter, griff mir eine der offenen Dosen vom Boden und roch kurz am Inhalt- Doch, ja, roch noch essbar. Sehr schön, Frühstück also schon mal gesichert, „Was suchst du eigentlich hier, Kleiner? Verlaufen?“

 

Raphael
Ich setzte mich hinter das Steuer und Startete meinen Wagen, nachdem ich mein Handy mit dem Fahrzeug verbunden hatte und per Freisprecheinrichtung Bastian anrief.
Ich lenkte den Wagen auf die Straße und fuhr los, während ich darauf wartete, dass Bastian ans Handy ging.

Leon
Ich verbiss mir einen angeekelten Kommentar und sah ihm schweigend dabei zu, wie er Flaschen einsammelte und sie in seinen Einkaufswagen legte. Ich wollte seine Geschichte auch nicht weiter hören. Ich wollte hier weg, weshalb ich mit langsamen Schritten auch nach hinten zum Ausgang der Sackgasse ging.
„Bin falsch abgebogen, weil ich in Gedanken war.“ meinte ich nur auf seine Frage, um diese weder zu bejahen noch zu verneinen. „Danke nochmals für die Hilfe. Ich muss dann weiter...“ meinte ich und drehte mich um, damit ich aus der Gasse verschwinden konnte und hoffentlich bald aus dieser Gegend heraus kam.

 

Bastian
„Raphael? Hast du ihn gefunden??“, meinte ich sofort voller Hoffnung, laut und deutlich, damit man mich hören konnte. Noch immer fuhr ich langsam die Strassen ab, aber ich fand einfach nichts, das nach ihm aussah, gelegentlich sah ich einige Jugendliche oder zwielichtige Erwachsene an einer Ecke oder mal eine streunende Katze, die in die Schatten davon huschte.
„Bitte sag, mir, dass du ihn hast.“ Wenn er hier war, dann mussten wir ihn schnell finden, sehr schnell.

Bettler
„Also wenn du zur Hauptstrasse willst, würde ich dir raten nach links abzubiegen und die kurze Seitengasse mit den zwei Mülltonnen zu nehmen. Ist eine nette Abkürzung, sonst musste durch das Revier der Jugendlichen hier. Die kennen da nichts“, meinte ich bester Laune, ob all meiner Beute hier und suchte kurz nach was bestimmten, als ich es endlich fand.
„Warte kurz, hier, Kleiner, Sie ist zwar etwas verwittert und an einigen Kannten feucht, aber sie zeigt noch immer zuverlässig die Strassen“, meinte ich und eilte ihm mit einer Strassenkarte hinterher.

 

Raphael
„Tut mir leid, Bastian, wir haben ihn noch nicht. Ich wollte mich mit dir absprechen, damit wir gezielter suchen können. Wo bist du gerade?“ Meine Stimme war ruhig und konzentriert, während ich ebenfalls immer wieder die Straßen absuchte. Ich hatte meinen Üblichen Weg nach Hause eingeschlagen, da es die kürzeste Route war.

Leon
Ich blieb auf einiger Entfernung stehen, als ich dann aber sah, dass er mir eine Karte geben wollte, auch welcher ich die Straßen und Wege sehen konnte, ging ich nochmals zu ihm. Ich ließ mir erklären, wo ich war und wusste nicht so recht, ob ich dem Mann trauen konnte oder nicht. Würde ich in einen Hinterhalt geraten, wenn ich seinem Rat folgte und diese Abkürzung nahm? Dankend nahm ich die Karte und ging aus der Gasse, sah dann nochmals auf die Karte, die ich nur mit zwei Fingern hielt, ehe ich mich auf den Weg machte.

 

Bastian
„Ja, Danke. Ich bin gerade in der Königsgasse und fahre weiter Richtung Tiefbahnstation. Vielleicht will er dort hin.“ Die Sorge in mir wuchs weiter, als ich hörte, dass sie auch noch nicht fündig waren. Verdammt. Wenn Leon etwas zugestossen war, ich würde mir das nicht verziehen können. Als Dom war es meine Aufgabe, auf ihn zu achten und ihn zu schützen, auch in solchen Situationen. Wenn Raphael das Gefühl hatte, bei Dominik versagt zu haben, was hatte ich mir denn hier nun erst geleistet? Wenn Gerald hier wäre, er würde mir ja so etwas von den Marsch blasen. Und ich weiss, ich hätte es verdient, mehr als nur verdient. Ich würde freiwillig darum bitten. Ich hatte als Dom grundsätzlich versagt ... Und dann schimpfte ich mich auch noch Profi ... Gewerblich.
Ich hätte Leon in dieser Situation niemals alleine lassen dürfen. Er war verunsichert gewesen, hatte sich überfordert gefühlt und ohnehin schon Panik gehabt und dann noch diese ungute Nachricht, die Raphael verkündet hatte. Ich Vollidiot. Ich hätte ihn niemals alleine lassen dürfen. Ich hatte meine Pflichten nicht erfüllt, hatte das Vertrauen, das er in mich setzte, enttäuscht, noch schlimmer, ich wahr fahrlässig gewesen. Das war schlimmer, als das, was Raphael sich geleistet hatte. Viel schlimmer.

Die Gosse
Die Gosse war tatsächlich keine wirkliche Falle, sondern eher ein Rettungsweg, da es dort, um die Ecke einen kleinen 24h Shop gab, der auch jetzt noch geöffnet hatte und momentan auch keine Kunden aufwies, während die Angestellte, eine ältere Dame, sich gerade irgendein Kleidungsstück hinter der Theke strickte und dabei entspannt auf einem Stuhl sass.

 

Raphael
Ich merkte, dass Bastian immer ruhiger wurde, behielt die Leitung zu ihm aufrecht, damit wir uns absprechen konnten, weshalb ich weiter fuhr und an einer roten Ampel Dominiks Hand nahm um sie auf meinen Oberschenkel zu legen. Ich musste gerade mit Bastian reden und ihn aufbauen, aber ich wollte mit dieser Geste Dominik zeigen, dass ich ihn nicht vergessen hatte und bei ihm war. Kurz lächelte ich ihn an und konzentrierte mich dann wieder auf die Straße.
„Denkst du wirklich, dass er in DIESE Richtung gegangen ist? Das ist wirklich etwas ab vom Schuss, denkst du nicht?“ fragte ich ruhig und fädelte mich auf eine andere Spur ein um abbiegen zu können. Zu Fuß würde er nicht in dieser Zeit bis hier her kommen, weshalb ich mich nun Bastian entgegen arbeitete.
„Bastian... Ruhe bewahren, ich möchte nicht, dass du einen Unfall baust.“ redete ich ihm zu, konnte nachvollziehen, was er gerade Dachte und wie er sich fühlte, aber er musste sich konzentrieren und durfte diese Gedanken und Gefühle erst später in sich ausbreiten lassen.

Leon
Trotz aller zweifel hatte ich den Rat des Bettlers befolgt und war die Gosse entlang gegangen, wo ich dann den kleinen 24h Shop entdeckte. Ich ging hinein, in der Hoffnung, dass ich hier kurz Telefonieren durfte. Aber wen rief ich an? Ich hatte Bastians Nummer nicht auswendig im Kopf.
Raphael.
Als Arzt müsste er doch sicherlich im Telefonbuch stehen. Ein Versuch war es wert, weshalb ich auf die Ältere Dame zuging. „Hallo...“ lächelte ich sie an. „Entschuldigung, wenn ich frage, aber dürfte ich eben ihr Telefon benutzen? Mein Handy hat den Geist aufgegeben und mein Freund sucht mich...“ fragte ich höflich. Man merkte mir sicherlich auch meine leichte Verzweiflung an.

 

Bastian
„Ich bin mir nicht sicher, ich hoffe es aber, da es die einzige weit und breit ist und die Hauptstrassen alle mit Hinweisschildern zu dieser dirigieren, auch ohne Navigerät. Und er war bei mir im Auto dabei, er muss also zu Fuss nach Hause und er wohnt weiter weg, also ist die Tiefbahn die einzige, logische Schlussfolgerung. Ein Taxi ist zu teurer, also eher die zweite Wahl und bisher sah ich auch noch keines und die Strassen sind ansonst fast leer, aber beleuchtet und Beleuchtung zieht Menschen, die sich verlaufen haben immer an“, erklärte ich ihm, wie auch mir selbst, hauptsächlich, um mich selbst zu beruhigen und auf die Situation zu fokussieren, denn Raphael hatte Recht. Ich musste mich auf Jetzt konzentrieren, auf Leon, der meine Hilfe brauchte.

Ältere Dame
Überrascht schaute die Ältere Dame auf und lächelte dann sofort freundlich auf und nickte eifrig.
„Aber selbstverständlich junger Mann, kommen sie nur, kommen sie nur“, wies sie Leon eifrig an und winkte ihn hinter die Theke, auf deren Ablage ein älteres Telefon mit Kabel zu sehen war. Alles an dem Shop wirkte eher fast schon antik, aber irgendwie auch gemütlich und er hatte alles, was man für den täglichen Bedarf benötigte.
Nach einer Weile kam aber auf einmal der Bettler von eben herbei geschlendert und begann die leeren Glasflaschen einzusammeln und die Mülltonnen am Schaufenster draussen zu durchwühlen, wodurch sie auf einmal fluchend aufsprang und ihren Schirm schnappte, vermutlich, um damit den älteren Herren zu vertreiben.

 

Leon
Ich achtete nicht mehr weiter auf die Dame sondern ging zum Telefon, neben welchem zu meinem Glück bereits das Telefonbuch stand. Recht schnell hatte ich die Nummer von Dr. med. R. Nayenstein gefunden und diese in die Wählscheibe eingegeben. Erst gab es eine Bandansage, da es ja die Nummer der Praxis war, dann aber kam die ansage, ob es sich um einen dringenden Notruf handelte und dass man die zwei drücken musste, was ich sofort tat.
Als ich Raphaels Stimme hörte bekam ich direkt tränen der Erleichterung in den Augen. „R-Raphael? H-hier ist Leon...“

Raphael
Ich wollte gerade etwas sagen und Bastian weiter aufmuntern, als ein zweiter Anruf herein kam, von einer Nummer die ich nicht kannte. „Einen Moment, Bastian, ich bekomme einen Anruf.“ meinte ich knapp und drückte eine Taste am Lenkrad, damit ich den zweiten Anruf annehmen konnte. „Nayenstein“ meinte ich lediglich und war konzentriert auf die Straße, dass ich erst nach einigen Sekunden die Stimme erkannte.
„R-Raphael? H-hier ist Leon...“ sagte eine leise Stimme und ich stoppte den Wagen abrupt, rollte an die Seite und verband die beiden Anrufe miteinander, damit Bastian mithören konnte.
„Leon... Wo bist du? Geht es dir gut?“ fragte ich direkt, blieb aber weiterhin ruhig und sah kurz mit einem erleichterten lächeln zu Dominik. Leon hatte einen Weg gefunden uns, beziehungsweise mich, zu kontaktieren. Schlauer Junge.

 

Bastian
Erleichtert horchte ich auf, als ich vernahm, dass es Leon war, der da anrief. Doch ich blieb ruhig und liess Raphael das Gespräch führen. Damit Leon nicht womöglich Panik bekam oder abgelenkt wurde. Dennoch hielt ich den Wagen nun kurz an, damit ich sofort den richtigen Kurs einschlagen konnte, sobald ich wusste, wo er sich befand.

Dominik
Überrascht horchte ich auf, als ein zweiter Anruf reinkam und es tatsächlich dieser Leon war. Ich drückte kurz stumm mit meiner Hand, die seine auf meinem Knie, um ihm zu signalisieren, das alles okay war und ihn machen lassen würde. Leon ging jetzt vor, das war sogar mir klar. Zumal wir ihn tatsächlich in der Leitung hatten, was ein echter Glücksfall darstellte.

 

Raphael
Ich hörte, wie Leon in das Telefon atmete, erleichtert war uns zu sprechen.
"J-ja... es geht mir gut..." hörte ich ihn sagen und da Bastian schwieg übernahm ich nun die Führung des Gesprächs, während ich ebenfalls Dominiks Hand kurz drückte.
"I-ich... e-es tut mir leid..." ich merkte sofort dass er gerade in ein tief fiel und gleich nicht mehr adäquat antworten würde können. "Shhh... ruhig Leon... atme ein und aus... das hat Zeit bis gleich, wenn du wieder bei uns bist... nun ist es wichtiger, dass du uns sagst, wo du bist..."mahnte ich ihn ruhig und sah mich kurz um, damit ich sehen konnte, wie sich der Verkehr verhielt.
"Ich...bin in einem 24h Shop...Moment..." es raschelte einen Augenblick lang, dann murmelte er etwas, ehe er wieder sprach. "Ehm... Schreckenweg heißt das hier. In der nähe der Schabenstraße..." meine Augen wurden größer. Verdammt.
"Sehr gut, Leon. Tu mir den gefallen und bleib in dem Laden drin, Miss Buchner ist eine sehr nette alte Dame... frag sie nach ihrem Keksrezept, dann wird sie dich als ihren Enkel ansehen." Meinte ich ruhig und startete den Wagen wieder. Miss Buchner war eine langjährige Patientin von mir, weshalb ich sie gut kannte. "Leon, wir sind auf dem Weg, ok." Leon bestätigte und legte dann auf.
"Bastian... wie lange brauchst du dort hin?" Wir kannten beide den Schreckenweg, eine der sichersten Gassen in diesem Viertel.

 

Bastian
Ich hörte genau zu und gab bereits die Adresse ins Navi ein, damit ich den direkten Weg dorthin fand, da ich gerade nicht genau wusste, wo ich war. Aber den Zielort, den kannte ich ganz genau. Zu genau, um ehrlich zu sein. Der Shop, der war früher schon mal wichtig geworden, für mich und Raphael. Und ein ungutes Gefühl begleitete mich nun auf einmal.
„Laut Navi, 5 Minuten, der Verkehr spielt gerade gut mit, denke ich. Raphael? Danke für die Hilfe, ich schulde dir was.“

 

Raphael
"Nicht dafür... wir machen uns auch auf den weg dort hin, bleiben aber vor Ort im Wagen... und wir bleiben per Telefon in Kontakt... nur zur Absicherung..." meinte ich ruhig und fädelte in den Verkehr ein. "Wir brauchen etwa 10 bis 12 Minuten..." meinte ich ruhig und legte wieder Dominiks Hand auf meinen Oberschenkel, damit ich schalten konnte.
"Alles ok bei dir Dominik? Hast du Fragen oder möchtest du etwas sagen?" Fragte ich ihn und selbst wenn ich noch Bastian in der Leitung hatte, so wusste ich, dass es meinen Langjährigen Freund nicht stören würde, wenn ich mit meinem Sub redete, nun, da wir ein wenig sicherer waren und wussten, wo Leon war.

 

Dominik
„Nein, momentan ist alles okay. Du kennst diesen Shop, in dem Leon sich befindet? Ist es dort wirklich sicher für ihn? Ich habe schlimme Dinge über dieses Viertel gelesen. Viele Gewalttaten, Überfälle, Sogar Morde, gab es dort schon“, entkam es mir nun doch etwas besorgt, während ich immer wieder zu Raphael hinübersah, der erstaunlich ruhig war und auch mich damit ruhig hielt. Wenn er keine Panik hatte, konnte es nicht so schlimm sein, wie die Medien es immer betonten, oder?

Bastian
Ich hörte nun, wie Raphael ein Gespräch mit Dominik anfing, wofür ich ihm insgeheim dankbar war. Er hatte es wirklich drauf, Leute zur Ruhe zu bringen und sie ruhig zu halten, die Panik aus ihnen raus zu bekommen. Das war echt eine nützliche Gabe. Und so lauschte ich ihrem Gespräch, während ich die Strasse konzentriert dem Navi entlang folgte und schliesslich wenige Minuten später wirklich beim 24h-Shop ankam. Ich sah gerade noch, wie ein Bettler fluchend in die Gasse davon huschte, vertrieben von der lebhaften älteren Besitzerin, die ich nur zu gut kannte, ehe ich ausstieg und sie dabei auch schon grüsste, als sie sich zu mir umdrehte- Und sie kam natürlich sofort auf mich zugeeilt, als sie mich erkannte. Nun scheinbar wieder bester Laune.
„Miss Buchner, wie geht es Ihnen?“
„Bastian, mein Liebster! Hach, du kennst das Alter doch. Aber lass dich mal ansehen ... Gut siehst du aus. Aber sag, was machst du denn in dieser Gegend? Du wolltest doch nicht mehr hier her kommen.“
„Ich weiss, Miss Buchner, ich weiss. Aber meinen Freund hat es leider versehentlich hier her verschlagen. Er hat eben aus Ihrem Shop angerufen.“
„Ah, das muss der junge Mann sein. Na komm, mein Guter, komm“, schob sie mich auch sogleich dem Shop entgegen, direkt auf Leon zu, der tatsächlich dort wartete.
Erleichterung durchflutete mich.
„Leon, ein Glück, es geht dir gut. Bist du verletzt?“, kam ich sofort auf ihn zu, nun wo ich ihn endlich sah.

 

Raphael
Mit ruhigen Bewegungen lenkte ich meinen Wagen immer näher zu der Adresse, kam instinktiv von der anderen Seite und stand schließlich Bastians Wagen Schnauze gegen Schnauze gegenüber.
"Ich kenne diese Gegend und auch den Shop leider besser als mir lieb ist, aber die Geschichte erzähle ich dir mal bei einem Bier. Die Besitzerin des Shops, Miss Buchner, ist eine Patientin von mir, deshalb weiß ich, dass er dort sicher ist. Die Frau ist zwar schon etwas älter, aber sie verteidigt diejenigen, die ihren Kunden etwas anhaben wollen mit Leib und Seele." Erzählte ich während der Fahrt zum 24h Shop. Ich lächelte leicht, als ich mich zurück erinnerte, wie die alte Dame mal jemanden mit dem Nudelholz aus dem Laden gejagt hatte.

Leon
Ich hatte mich nahe der Theke auf einige Kisten Bier gesetzt und gewartet, während ich dabei zugesehen hatte, wie die kleine betuchte Frau den Bettler verjagt hatte.
Als ein Auto vor dem Wagen hielt sah ich aus und mir schossen sofort die Tränen in die Augen, als ich Bastian erkannte, aber ich brauchte noch einen Moment, ehe ich mich erhob. Er kam gerade zur Tür rein und auf mich zu, als ich ihm entgegen kam. Ohne zu zögern legte ich meine Arme um ihn und drückten mich an ihn, konnte das leichte zittern nicht mehr verbergen und war unendlich froh, dass er da war.
"Es tut mir so unendlich leid... ich hätte nicht einfach gehen dürfen und dann hätte ich mich nicht verlaufen dürfen, dann hättest du mich nicht suchen müssen und hättest dir keine Sorgen machen müssen... es tut mir leid, Bastian, ich mach so was nicht noch mal... entschuldige..." aufgelöst legte ich meinen Kopf an seine Brust und schloss die Augen, während ich mich an ihm fest krallte und mich zittrig an ihn lehnte.

 

Bastian
Da freute sich aber jemand wirklich, mich zu sehen. So festigte ich meine Umarmung um Leon noch etwas und legte dabei eine Hand sanft auf seinen Hinterkopf und hielt ihn einfach eine Weile fest, da ich das Zittern deutlich spürte.
„Shh, alles gut, Leon. Ich bin nun hier, alles ist gut“, raunte ich ihm dabei mit ruhiger, sanfter Stimme zu, um die Angst in ihm zu vertreiben und seine aufgewühlten Gedanken ein wenig zu beruhigen.
Da hatte wirklich jemand gelitten und seine Lektion gelernt, das stand fest. Wir würden später, wenn er sich ein wenig beruhigt hatte, in ruhe darüber sprechen, was genau ihn zu all dem hier getrieben hatte. Aber zuerst einmal galt es ihn aufzufangen.
„Shh, bist du verletzt, Leon? Tut dir etwas weh?“, informierte ich mich dann erst mal nach den wichtigsten Punkten und nickte der alten Frau Buchner, dankend entgegen, die uns gerade, ganz ungefragt, zwei Flaschen Wasser brachte, da sie genau wusste, dass ich das später noch nachzahlen würde.

Dominik
„Verstehe, dann bin ich erleichtert. Ich finde es übrigens echt toll und auch sehr angenehm, wie ruhig du auch in solchen Situationen bleibst, das schaffen die wenigsten, die meisten wären in Panik ausgebrochen“, meinte ich dann anerkennend, ja fast schon bewundernd. Das habe ich schon einige male bei ihm feststellen dürfen und ich schätzte das ausserordentlich an ihm. Ich selbst wahr nämlich viel zu leicht mit Panik anzustecken. Und es festigte auch meine Gefühle gegenüber Raphael, er wirkte dadurch sehr kompetent und vertrauenswürdig. Man vertraute sich ihm dadurch gerne in Gefahrensituationen an, da man dadurch wusste, das er einen sicher hindurchführen würde, was ich ihm auch zeigte, indem ich ihm kurz erleichtert entgegen lächelte, ihm zeigte, das auch ich mir nun weniger Sorgen machte.

 

Leon
Noch immer war ich gegen Bastian gelehnt und kam nur recht langsam wieder zur ruhe und realisierte dass Bastian hier und ich in Sicherheit war. Seine Hand an meinem Hinterkopf tat unheimlich gut und auch sein zweiter Arm, welcher um mich gelegt war, gab mir den Halt, den ich brauchte.
Schließlich sah ich auf, als er mich fragte und schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin unverletzt und hab auch nirgendwo schmerzen." Meinte ich um ihn zu beruhigen. Ich würde ihm gleich noch erzählen, was in der Gasse vorgefallen war und dass der Bettler mir geholfen hatte. Aber um ehrlich zu sein wollte ich hier weg, auch wenn die alte Dame unheimlich freundlich gewesen war.
"Können wir gehen, bitte?" Fragte ich leise an Bastian gewandt während ich aus den Augenwinkeln sehen konnte, dass Raphael und Dominik draußen im Wagen warteten. "Tut mir echt leid, dass ich so einen Wirbel gemacht hab..." meinte ich nochmals entschuldigend.

Raphael
Ich lächelte, während ich das Kompliment zu meiner ruhigen Art hörte und drehte mich zu ihm. "Danke Dominik... ich muss sagen, auch ich hab, wie du vorhin bemerkt hast, auch meine Momente, in denen ich nicht so ruhig bin und nicht mehr weiter weiß. Aber im Prinzip bin ich immer ruhig und gerade in Stressigen und Gefährlichen Situationen versuche ich mich auch selbst darin zu halten. Denn je aufgeregter man ist, desto irrationaler wird man." Begann ich ruhig. "Aber auch wenn ich ruhig wirke, geht mir vieles doch sehr nahe..." ja, auch ich hatte mir zum Beispiel vorhin richtig heftige Sorgen gemacht. Aber ich hatte in meinem bisherigen Leben oft bemerkt, dass die ruhige Seite, der Dom in mir, in welchem auch sehr stark der Caregiver mitspielte, etwas sehr positives war und ich auch gerne diese Rolle einnahm. Gerne den kühlen Kopf bewahrte um rational handeln zu können, was auch Gerald immer positiv gelobt hatte.

 

Dominik
„Ich denke mal, da würde in jedem etwas von sich gehen, sonst wäre er ja total Gefühlslos, was schon richtig unheimlich wäre“, meinte ich sanft lächelnd und legte ihm nun meinerseits eine Hand auf den mir zugewandten Oberschenkel, um diesen sanft etwas zu streicheln und ihm so meine Zuneigung zu diesem Dom kundzugeben. Dass er sich derart für einen Sub eines anderen Doms einsetzte, sprach wirklich für sein Verantwortungsbewusstsein.
„Wobei ich, schätzungsweise, eingestehen muss, dass ich mich vorhin, bei diesem Strafungsmoment und auch davor, bei dem Chaos auch nicht korrekt verhalten habe. Da trifft mich also genau so die Schuld, für das was passiert ist, was mir auch echt leid tut. Ich wollte dich nicht derart angehen, ich weiss selbst nicht, was dort in mich gefahren war“, gestand ich ihm dann, wobei sich mein Kopf auf einmal ganz warm anfühlte, während Beschämung in mir hochschoss, dass ich mich in der Situation vorhin so unwohl gefühlt hatte und ihm nicht vertrauen konnte. Sicher, es war viel auf einmal gewesen und dann auch noch vor fremden Menschen, aber jetzt, wo die akute Gefahr einer unbekannten Strafe erst mal weg war, da fühlte sie sich auf einmal nicht mehr richtig an, diese Angst von vorhin, ich hätte sie nicht verspüren müssen- nicht dürfen. Vertraute ich ihm womöglich doch noch nicht genug? Schliesslich erlebte ich Raphael doch immer wieder als gewissenhafter Dom und Menschen. Hatte dieser Bastian womöglich wirklich recht und die Schuld lag gar nicht bei Raphael? Sondern bei mir? War ich nicht ehrlich genug zu ihm gewesen? Nicht offen genug? Nicht klar genug? Hatte er meine Stimmung und Empfindungen wirklich meinetwegen, weil ich es falsch kommunizierte, falsch interpretiert? Ich würde wohl auch hart an mir selbst arbeiten müssen, damit wir auch ohne Worte besser miteinander kommunizierten.

Bastian
So verabschiedete ich mich von der alten Dame und liess den Shop hinter mir, während ich Leon noch immer im Arm haltend hinausführte, hin zum Wagen von Raphael, der inzwischen auch angekommen war, ich begab mich zur Fahrerseite und lächelte Raphael erleichtert entgegen, während ich ihm ein Zeichen gab, das ich gerne kurz ein paar Worte mit ihm wechseln wollte.
„Raphael? Dominik? Vielen Dank für eure Hilfe, ihr habt echt was gut bei mir“, meinte ich dann wieder besserer Laune und sah zu Leon hinüber.
„Du hattest glaube ich noch etwas mit Leon zu besprechen, Raphael? Oder musst du erst mal weitere Punkte abklären und du meldest dich dann bei ihm?“

 

Raphael
Ich sah zu Dominik und lächelte ihn an. "Ja, das wäre tatsächlich gruselig, wenn man absolut keine Gefühle hätte..." meinte ich und legte meine Hand auf seine, da es ein wirklich schönes Gefühl war.
"Du brauchst dich nicht entschuldigen, wir müssen, wie Bastian richtig gesagt hat, vorher absprechen, was wir mögen, und was nicht. Und ich hab dich einfach in eine Situation rein geschmissen ohne darüber nachzudenken..." meinte ich ruhig. "Deshalb werden wir uns ja nachher zusammen setzen und reden... wir müssen offen und ehrlich sein, was wir möchten und was nicht. Das ist da A und O." Ich beugte mich zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, ehe ich aus den Augenwinkeln Bastian bemerkte, der mit Leon im Arm zu mir ans Fahrerfenster kam, welches ich nun mit einem elektrischen surren nach unten fahren lies.
"Immer gerne, das weist du doch." Lächelte ich und sah kurz zu Dominik, das 'wir haben etwas gut bei ihm' würden wir uns sicherlich nicht nehmen lassen.
"Nein, ich hab es mir noch nicht angesehen... ich melde mich, sobald ich das gemacht habe... aber lass uns hier weg fahren, du weist, die Gegend hier ist nicht die beste."

 

Bastian
„Eine sehr gute Idee, ja, lass uns von hier verschwinden. Dann steht unser Termin für morgen Abend? Und du meldest dich bei mir?“, informierte ich mich noch bei ihm und sah mich dabei noch einmal um. Es war verdammt ruhig hier. Und dennoch kamen Erinnerungen hoch. Wie lebhaft es damals hier zu und her ging, als die erste Gang dieses Viertel für sich vereinnahmte. Ich war selbst dabei gewesen. Ein grusliger Moment, der mir noch heute Gänsehaut bescherte. Diese Gewaltbereitschaft, gepaart mit dieser Gier nach mehr Territorium ... Die damals auf die gute alte Frau Buchner traf, die derart beherzt ihren Standpunkt verteidigt hatte- Und siegte ... Dank Gerald.

 

 

Raphael
Ich nickte zustimmend und lächelte sowohl Bastian als auch Leon kurz an. "Im Normalfall schon, ja. Ich würde gerne was essen, wenn du mich mal wieder bekochen magst." Lächelte ich und drückte kurz Dominiks Hand. "Aber ich werd nachher mit Dominik besprechen, was für ihn okay geht, je nach dem wird es nur ein Gespräch." Meinte ich dennoch, denn wenn ich Dominik versprechen würde, dass Bastian mich nicht anfassen würde, dann war das ein Grenze, welche mein Sub stellte, und an welcher ich niemals rütteln würde.
Ich räusperte mich kurz, als ich merkte, das Bastian in seine Gedanken abschweifte. "Steigt ein, ich mag hier weg... du hörst von mir." Meinte ich mit einem Lächeln und wartete, bis Bastian mit Leon im Auto saß, ehe ich den Rückwärtsgang einlegte und aus der Gasse fuhr.
"Hast du dir überlegt, was du gerne essen würdest?" Fragte ich nun an Dominik gewandt. Ja, ich hatte eben gesagt, dass wir reden mussten und dass es darum ging, was Bastian und ich tun durften, aber ich brauchte etwas zu essen und Dominik sicher auch. Und danach hatten wir noch viel Zeit alles in ruhe zu besprechen.